Radsportverein 1899 "Blitz" Lauterbach
125 Jahre

1950 - 1959

Oskar und Karl Buchholz


Einer der gesellschaftlichen Höhepunkte der 50er Jahre war die Aufführung eines Theaterstücks durch den RV "Blitz" im Lauterbacher Gemeindehaus. Mit dem "Postmichel aus Esslingen" wurde am 22. Januar 1950 das Gemeindehaus bis auf den letzten Platz gefüllt, unter der Leitung von Wilhelm Hirt gaben die Laienschauspieler ihr Bestes. Die Spielergruppe von Oskar Bohro, Bremenloch, führte außerdem noch das Lustspiel "Der schwerhörige Hummelbauer" auf. Die zahlreichen Besucher kamen an dem Abend voll auf ihre Kosten und zeigten gleichzeitig dem Verein, welch hohes Ansehen er im Dorf genießt.
Ein weiterer gesellschaftlicher Höhepunkt des Jahres, war das am 8. Oktober ausgetragene Seifenkistenrennen. Die 2500 Zuschauer, die sich um 14.00 Uhr um die Rennstrecke versammelten, konnten ein interessantes und in Lauterbach noch nicht dagewesenes Rennen, das der damalige Schriftführer Broghammer im Protokollbuch als sehr gelungen bezeichnete, beobachten.
Das große Teilnehmerfeld wurde im mehrere Altersklassen aufgeteilt, die Plazierungen der aus Lauterbach stammenden Fahrer und Fahrerinnen, im Einzelnen:
Klasse D 7 - 9 Jahre:
1. Heide Moosmann - Lauterbach
2. Renate Ginter - Lauterbach
Klasse 1 7 - 9 Jahre :
3. Rolf Hermann - Hornberg
4. Juergen Neff - Lauterbach
Klasse 2 10 - 12 Jahre
5. Dieter Glaudie - Hornberg
6. ...Moosmann - Lauterbach
7. Hans Wöhrle
8. Horst Rapp - Lauterbach
6. Viktor Neff - Lauterbach
8. Otto Arnold - Lauterbach
9. Norbert Krehl - Lauterbach
10. Lothar Herzog - Lauterbach
Am Selben Tag bestritten unsere Radrennfahrer ein Rennen in Oberndorf, dort konnten Oskar Fehrenbacher und Robert Pfau in ihren Klassen den ersten Platz erreichen, Adolf Kohler wurde vierter.
Ende 1950 konnten Karl Buchholz und Lothar Zink bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, in Mönchengladbach, im Radball den zweiten Platz erringen, wobei sie im Endspiel nur knapp (0:1) unterlegen waren. 1952 und 53 konnten die Radballer die Südwürttembergischen Meisterschaft erringen, und 1955 sogar die Württembergische Meisterschaft.
Weiter geht im Jahr 1956, das bis dahin größte Ereignis in der Geschichte des Radsportvereins steht an. Am 15. April ist der "Blitz" Veranstalter des Länderkampf Deutschland Frankreich. Mit Karl Buchholz und Siegfried Pfau startete eine Lauterbacher Mannschaft zum ersten mal für Deutschland. Der Länderkampf brachte wieder einmal ein vollbesetztes Gemeindehaus und spätestens von da an war Lauterbach auch über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt.
Deutschland konnte den Länderkampf mit 8:0 Punkten gewinnen und die Lauterbacher Mannschaft wurde von da an regelmäßig zu Vergleichskämpfen mit anderen Ländern eingeladen. Oskar und Manfred Buchholz konnten in der Jugend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie brachten 1956 den Titel des süddeutschen Meisters der Jugend nach Lauterbach, Karl Buchholz und Siegfried Pfau wurden am gleichen Tag süddeutscher Meister bei den Aktiven. Die Erfolge rissen nicht ab, mit dem Deutschen Vizemeister im Aktivenbereich und dem 3. Deutschen Meister der Jugend nahm den ein erfolgreiches Jahr 1956 abschied. Siegfried Pfau musste aus gesundheitlichen Gründen mit dem Radball aufhören, für ihn wurde der aus der Jugend gekommene Bruder von Karl Buchholz, Manfred, eingesetzt. 1957 fand in Lauterbach ein weiterer Länderkampf statt, diesmal war die Schweiz der Kontrahent. Für Manfred Buchholz war es der erste internationale Auftritt und dieser wurde gleich zum Paukenschlag, denn in einem Freundschaftsspiel gegen die amtierenden Weltmeister, Gebrüder Pensel aus Kulmbach, konnten die Buchholz Brüder als Sieger hervorgehen. Der Länderkampf ging mit 6:2 Punkten an Deutschland und die Lauterbacher Mannschaft hatte sich international zum zweiten mal bewährt. Bis 1958 konnten noch weitere Titel gewonnen werden, und im August 1958 war es dann soweit, mit Manfred und Karl Buchholz nahm zum ersten Mal eine Radballmannschaft vom RV "Blitz" Lauterbach an den Radball Weltmeisterschaften teil. Bei den Ausscheidungskämpfen in Mörfelden konnten sie sich gegen die gesamte deutsche Radballelite durchsetzen und das Ticket zum WM Austragungsort Chemnitz gewinnen.
Die Weltmeisterschaft wurde vom 2. bis 5. August ausgespielt, leider brauchte diese Weltmeisterschaft noch nicht den gewünschten Erfolg, denn man musste sich mit dem 5. Rang zufriedengeben, doch für den Verein blieb es ein bis dahin noch nie dagewesenes Ereignis. Am 12. Oktober 1958 fand in Lauterbach eine Weltmeisterschafts Revanche statt, dort zeigte die "Blitz" Mannschaft ihr ganzes können. Ohne Punktverlust konnten sie das Turnier gewinnen und liessen die drei Erstplazierten der Weltmeisterschaft, Matin/ Degenkolb (DDR), Breitenmoser/ Lienhard (Schweiz) und Wolf/ Boeglin (Frankreich), hinter sich.
Darauf folgte eine Flut an Erfolgen für den Verein, neben verschiedenen Landesmeisterschaften die bis Mitte 1959 gewonnen werden konnten folgte ein weiterer Paukenschlag. Mit seinem jüngsten Bruder Oskar konnte Karl Buchholz am 4. Oktober die Deutsche Meisterschaft im Radball gewinnen, im Hinblick auf die kommenden Weltmeisterschaften wurde der Empfang im kleineren Rahmen abgehalten.
Eine regelrechte Sensation war dann der Gewinn der ersten Weltmeisterschaft in Stuttgart, der in der kleinen Schwarzwaldgemeinde frenetisch gefeiert wurde. An den wenigen Fernseh- und Radiogeräten wurden die einzelnen Spiele gebannt verfolgt. Insbesondere das dramatische und entscheidende Spiel gegen die CSR hielt kaum jemanden auf den Sitzen. Ein wahrer Triumphzug mit ca. 50 Autos begleitete die Weltmeister nach ihrem Erfolg in ihre Heimatgemeinde. Auf der Heimfahrt von Stuttgart erwartete die kleine Kolonne bereits in Sulgen ein einzigartiges Schauspiel. 150 Autos blinkten mit den Scheinwerfern, eine Kapelle spielte einen schneidigen Marsch und die Lauterbacher Vereine waren mit Abordnungen erschienen, die mit Fahnen und Fackeln ausgerüstet waren. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um diesen riesigen Korso zu ordnen. Schließlich ging es unter der Führung eines Polizeifunkwagens ins zehn Kilometer entfernte Lauterbach. Dort drängte sich alt und jung in den Straßen, um die berühmtesten Lauterbacher zu empfangen. Vor dem Rathaus würdigte Bürgermeister Michelberger die große Leistung der Gebr. Buchholz und ihres Betreuers Karl Moosmann. Seine kurze Ansprache wurde immer wieder von Jubelstürmen unterbrochen. Als sich die Radballer schliesslich vor ihren stürmischen Anhängern ins Vereinsgasthaus "Sonne" retten konnten, sagte Oskar ziemlich mitgenommen: "Woisch Karle, des 0:3 gege dia Tschecha hot mi weniger mitgnomma!"
Lauterbach war spätestens jetzt als Radballhochburg ein Begriff, und der RV "Blitz" hatte mit diesem Erfolg Sportgeschichte geschrieben.
Mit der Weltmeisterschaft nahm dann das bis dahin erfolgreichste Jahrzehnt in der Geschichte des Vereins sein Ende und man sah mit großen Erwartungen in die Zukunft.

Erfolge 1950 - 1959


Bereich Aktive
Weltmeisterschaften


# 5.Platz bei der Weltmeisterschaft 1958 in Chemnitz
Karl und Manfred Buchholz
# 1.Platz bei der Weltmeisterschaft 1959 in Stuttgart
Karl und Oskar Buchholz

Deutsche
Meisterschaften


# 2.Platz bei der Deutschen Meisterschaft 1956
Karl Buchholz und Siegfried Pfau
# 3.Platz bei der Deutschen Meisterschaft 1957
Manfred und Karl Buchholz
# 3.Platz bei der Deutschen Meisterschaft 1958
Karl und Oskar Buchholz
# 1.Platz bei der Deutschen Meisterschaft 1959
Karl und Oskar Buchholz

Süddeutsche
Meisterschaften


# 1.Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft 1956
Siegfried Pfau und Karl Buchholz
# 3.Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft 1957
Manfred und Karl Buchholz
# 3.Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft 1958
Karl und Oskar Buchholz
# 1.Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft 1959
Karl und Oskar Buchholz

Bereich Schüler und Jugend
Deutsche Meisterschaften


# 2. Platz bei der Deutschen Meisterschaft Jugend 1950
Karl Buchholz und Lothar Zink
# 3. Platz bei der Deutschen Meisterschaft Jugend 1956
Manfred und Oskar Buchholz

Süddeutsche Meisterschaften


# 1. Platz bei der Süddeutschen Meisterschaft Jugend 1956
Manfred und Oskar Buchholz